Aus dem Innenministerium heißt es auf Anfrage des ORF, dass die Zahl der ungültigen Reisepässe „deutlich“ höher sein wird als in einem durchschnittlichen Jahr. Jeder sechste Reisepass verliert 2020 seine Gültigkeit. Es wird deshalb empfohlen, dass „rechtzeitig kontrolliert wird, ob der Reisepass noch gültig ist“.

Die Vorbereitungen auf die große Reisepasswelle laufen zwar bereits auf Hochtouren, weraber bis März wartet, um den Pass beim Magistrat oder bei der Bezirkshauptmannschaft zu beantragen, müsse mit längeren Wartezeiten rechnen. Als „antragsschwächere Monate“ werden Dezember 2019 bis Februar 2020 genannt. Die Zustellung der Reisepässe an die eigene Adresse binnen weniger Tage sei gewährleistet.

Darum wurde der Preis erhöht

Warum so viele Reisepässe 2020 ablaufen, ist auf eine Gebührenerhöhung im Jahr 2000 zurückzuführen. Ab 1. Juni 2000 kostete in Österreich der Reisepass 950 Schilling (rund 69 Euro), davor waren es nur 490 Schilling (35 Euro). „Damals haben viele Bürgerinnen und Bürger, bevor der Reisepass spürbar teurer geworden ist, noch rasch einen neuen Pass zur alten Gebühr ausstellen lassen“, heißt es aus dem Inneministerium. Alle zehn Jahre komme es nun zu diesem „Ansturm“.

Warum wurde der Reisepass eigentlich so verteuert? Das Ziel des Budget, das am 21. März 2000 von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser im Nationalrat präsentiert wurde, war das Erreichen des Maastricht-Defizits. Dafür musste der Gürtel enger geschnallt und auch tiefer ins Geldbörserl gegriffen werden. Mit dem Gesetz wurden Steuern, Abgaben und Gebühren im Jahr 2000 um insgesamt 6,9 Milliarden Schilling und in den Folgejahren um 11,2 Milliarden Schilling erhöht.

Grafik: Passfotopartner, Quelle: BMI

4 Fäuste für einen Antrag

So kam es schon vor dem 1. Juni 2000 zu Hamsterkäufen. In Wien-Favoriten sollen sich Leute um die Antragsnummern geprügelt haben. Ähnlich sah es auch in den übrigen Landeshauptstädten aus. In Innsbruck seien täglich bis zu 180 Anträge angenommen worden. Aus Klagenfurt hieß es, dass bei den meisten ein neuer Reisepass nicht notwendig wäre. „Es kommen viele, deren Dokument noch bis zu drei Jahre gültig ist.“

Anfang Juni 2000, kurz vor den Reisemonaten, sorgte der Ansturm zu Lieferengpässen bei den Reisepässen. Es gingen stellenweise die Formulare für die Antragsstellung aus und es kam zu langen Wartezeiten. Es seien nur noch jene bedient worden, deren Pass auch wirklich 2000 ablief.

Insgesamt wurden laut BMI im Frühjahr 2000 knapp 1,2 Millionen neue Reisepässe beantragt. Die Wartezeit erstreckte sich für für rund 200.000 Anträge bis November. Auch im „Megapassjahr“ 2010, gab es mehr als eine Million Passanträge. Und 2020? „Wir rechnen damit“, heißt es aus dem Innenministerium. Für den Ansturm sei man heute aber besser gerüstet als noch vor 20 Jahren.

Quelle: ORF.at, BMI

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